Ernst Vogelsang wurde am 20. März 1924 in Mohrungen (Ostpreußen) als Sohn des aus Minden (Westfalen) stammenden Dr. dent. Friedrich Vogelsang geboren. Bis zu seinem 10. Lebensjahr lebte die Familie in Mohrungen - der Vater Dr. dent. Friedrich Vogelsang war dort in der Lutherstraße 7 als Zahnarzt tätig. In Mohrungen besuchte Ernst Vogelsang die berühmte Herderschule. Nach dem Umzug der Familie nach Allenstein besuchte er die dortige Kopernikus-Schule.

Im Hinblick auf die westfälische Herkunft seines Vaters war Ernst Vogelsang gewissermaßen nur ein "halber" Ostpreuße. Aber oder gerade vielleicht auch deswegen war er sein Leben lang (er starb am 18.11.2020 in Hermannsburg) seiner ostpreußischen Heimat, und hier im Besonderen dem Kreis Mohrungen, aufs tiefste verbunden.

Seine überaus tiefe Heimatverbundenheit spiegelt sich bis heute in seinen zahlreichen Publikationen wieder, die zu einem nicht unwesentlichen Teil aus Fotodokumentationen bestehen.

In der vom VFFOW e. V. im Selbstverlag herausgegebenen Schriftenreihe "Altpreußische Geschlechterkunde - Neue Folge" 63. Jahrgang Bd. 45 (2015) schreibt Reinhard Wenzel über Ernst Vogelsang u. a. wie folgt:


"Wenn man so will, ist das wissenschaftliche Lebenswerk des Jubilars seine äußerst vielschichtige Beschäftigung mit der ostpreußischen Postgeschichte. Mit ein Grund dafür kann in dem Umstand gesehen werden, dass die Mutter des Jubilars seine bereits in Ostpreußen an gelegte Briefmarkensammlung in den Westen gerettet hatte. Dabei haben den Jubilar besonders die Stempel der ostpreußischen Postämter interessiert. Bei seinem Bestreben, mehr darüber zu erfahren, musste er jedoch erkennen, dass es seinerzeit keine ostpreußische Postgeschichte gab, die Postgeschichte, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft behandelt worden war. Auch musste er schmerzlich feststellen, dass die Unterlagen der infrage kommenden Oberpostdirektionen in Königsberg und Gumbinnen sowie der einzelnen Postämter vernichtet waren. Auch die Beschaffung der einschlägigen Amtsblätter nebst deren Vorläufern, den "Circularen der König!. Preuß. PostDepartements" (19), war schwierig genug.
Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit machte er sich an die Arbeit, um auch an entferntester Stelle postgeschichtliche Quellen ausfindig zu machen. Er ließ sich regelmäßig philatelistische Auktionskataloge ins Haus kommen und nahm an Versteigerungen und Sammlerbörsen teil. Vor allen Dingen nahm er Kontakt mit verschiedenen Archiven und Museen im In- und Ausland auf und schaffte sich für seine Forschungsvorhaben eine exzellente Spezialbibliothek an. In erstaunlichem Maße ist es ihm trotz der schlechten Quellenlage gelungen, derart viel Material zusammenzutragen, dass er schon vor über 30 Jahren die Postgeschichte für den Kreis Mohrungen (20) und für die weiter südlich gelegenen Kreise Neidenburg (21) und Osterode (22) schreiben und sich auch sonst zu postgeschichtlichen Themen im familien- und heimatkundlichen Schrifttum äußern konnte (23).
Offenbar gelang es ihm auch, mit anderen Posthistorikern in Kontakt zu treten, so zum Beispiel mit dem postgeschichtlich überaus interessierten Postoberinspektor Albert Emil Gallitsch (1880-1961), dem der Jubilar sogar einen Eintrag in der Altpreußischen Biographie gewidmet hat (24). Nicht zuletzt wegen seiner postgeschichtlichen Grundlagenwerke ist der Jubilar 1990 zum Mitglied in die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung berufen worden und hat zusammen mit Klaus Bürger den Weg in den Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen gefunden.

Auf der Tagung der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 1989 in Rotenburg/Wümme hat der Jubilar über die Entwicklung der Post in Ostpreußen vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts referiert (25). Als Krönung der aufgezeigten Forschungen ist die zusammen mit Gerhard Brandtner erarbeitete voluminöse Postgeschichte Ostpreußens herausgekommen (26). Leider konnten aus Kostengründen die für die Erstellung dieses Werkes erstellten "Daten aller ostpreußischen Postanstalten" nicht in Form eines zweiten Bandes veröffentlicht werden. Der Jubilar wusste sich jedoch zu helfen und hat diese "Daten" im Selbstverlag herausgebracht (27).

Es blieb nicht aus, dass sich bei dieser flächendeckenden Forschung eine Unmenge von Personalien ostpreußischer Postbediensteter ergab und auch weiterhin ergeben. Der Jubilar hat diese weit über 30.000 Personen umfassende Sammlung dem Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen zwecks Einstellung in eine Datenbank zur Verfügung gestellt. Der Titel dieser Datenbank lautet: "Personenkundliche Auszüge ostpreußischer Postpersonalien". Die Datenbank ist mit einem Vorwort nebst weiteren Erläuterungen des Jubilars versehen (28). Auf diese Weise kann jeder Nutzer über das Internet weltweit auf den personenkundlichen Teil des Lebenswerkes des Jubilars zugreifen, aber auch Ergänzungen melden.
Denn an Ergänzungen dieser Datenbank ist der Jubilar weiterhin sehr interessiert. Sowohl die Beschäftigung mit der ostpreußischen Postgeschichte als auch der regelmäßige Besuch des Staatsarchivs Allenstein von 1989 an dürfte wohl mit den Anstoß dafür gegeben haben, dass sich der Jubilar auch mit den nichtstaatlichen Strukturen und Einrichtungen seiner Heimatstadt Mohrungen und deren Umfeld befasst hat. In diesem Zusammenhang sind seine Veröffentlichungen über die Bürgermatrikel von Mohrungen (1714-1819) (29), über das Hausbuch der Stadt Mohrungen (30), über die Innungsakten des Amtes Mohrungen (1647-1926) (31) und über das Notariatswesen (32) bemerkenswert. Fast noch bemerkenswerter sind seine Beiträge über die Mohrunger Synagogengemeinde für den Zeitraum von 1813 bis 1939 (33) sowie die Auszüge aus den Hauptregistern des Standesamts Mohrungen von 1874 bis 1900 zur dortigen Synagogengemeinde (34). Mit diesen Beiträgen hat er der bereits im NS-Staat ausgelöschten Mohrunger Judenschaft ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Auf das Fehlen von Kirchenbüchern in vielen Gemeinden des Kreises Mohrungen hat der Jubilar immer wieder hingewiesen. Er hat deshalb ersatzweise die recht umfangreichen Konfirmandenlisten der Kirchspiele von Miswalde (1818-1847) (35) und Mohrungen (1843-1864) (36) ediert und somit eine wichtige Quelle erschlossen.

Schließlich sei noch auf zwei Vereinigungen hingewiesen, deren Unterlagen der Jubilar ebenfalls erschlossen und veröffentlicht hat. Zum einen ist das die Schützengilde Mohrungen, deren von 1826 bis 1897 geführtes Schützenbuch der Jubilar vorbildlich ediert und mit einer sechsseitigen Vorbemerkung versehen hat (37). Zum anderen hat sich der Jubilar mit dem nach dem Ersten Weltkrieg bei Hohenstein, Kreis Osterode, errichteten Tannenberg-Denkmal und den Akten des dazugehörigen Tannenberg-National-Denkmal-Vereins beschäftigt und entsprechende Veröffentlichungen getätigt (38). ..."

______________________________________________

19 Zu den "Circularen" der Jahre 1821 bis 1845 siehe den Beitrag von Ernst Vogelsang: Über Postillione und Posthalter in Ostpreußen des 19. Jahrhunderts, in: APG NF 39. (1991), Bd. 21, S. 541-544. - Ergänzungen dazu hat Ernst Vogelsang ein Jahr später geliefert in: APG NF 40. (1992), Bd. 22, S. 470-472.

20 Ernst Vogelsang: Die Post im Kreis Mohrungen. (Prussia Schriftenreihe. Werk 4.) Hermannsburg 1980. 205 S., 105 Abb. u. 9 Karten. (Besprochen von Gerhard Brandtner in: APG NF 28. (1980), Bd. 11, S. 416-417.)

21 Ernst Vogelsang: Die Post im Kreis Neidenburg. Ein Beitrag zur Geschichte der Post in Ostpreußen. Bremerhaven 1985. Vlll u. 249 S., div. Abb., Karten u. Tabellen. (Besprochen von Martin Armgart in: APG NF 34. (1986), Bd. 16, S. 487-488.)

22 Ernst Vogelsang: Die Post im Kreis Osterode. Ein Beitrag zur Geschichte der Post in Ostpreußen (Sonderschriften der "Osteroder Zeitung". Bd. 4.). Osterode am Harz 1982. IX u. 182 S., div. Abb. u. Tabellen. (Besprochen von Reinhold Heling in: APG NF 31. (1983), Bd. 14, S. 358.)

23 Ernst Vogelsang: Die Landkraftpost in Ostpreußen, in: Der redliche Ostpreuße. Ein Kalenderbuch für 1985. 36. (1985), ferner abgedruckt, in: Nordost- Archiv. Zeitschrift für Kulturgeschichte und Landeskunde 19. (1986), Heft 82, S, 115-127. - Derselbe: Allenstein und seine Post, in: Allensteiner Heimatbrief. Heft 223 (1997), S. 13-18, Heft 224 (1997), S. 16-23, u. Heft 225 (1998), S.17-30.

24 Altpreußische Biographie (wie Anm. 13), Bd. IV. 1. Lieferung. Marburg/Lahn 1984, S. 1099.

25 Ernst Vogelsang: Ostpreußens Post vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Nachrichten- und Kommunikationswesen im Preußenland. Hrsg. v. Udo Arnold.(Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. 10.) Lüneburg 1994, S. 47-70.

26 Gerhard Brandtner u. Ernst Vogelsang: Die Post in Ostpreußen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. 19.) Lüneburg 2000. X u. 467 S, 422, 134 Abb. u. 25 Tabellen. (Besprochen von Carsten Fecker in: APG NF 55. (2007), Bd. 37, S. 410.)

27 Ernst Vogelsang: Daten aller ostpreußischen Postanstalten 1646-1945. Hermannsburg 2000 . 428 S.

28 vffow-buchverkauf.de/ onlinedb/ datenbanken.php

29 Ernst Vogelsang: Die Bürgermatrikel von Mohrungen (1714-1819), in: APG NF 48. (2000), Bd. 30, S. 87-168. - Derselbe: Einige Anmerkungen zur Bürgermatrikel von Mohrungen (1714-1819). Probleme einer kritischen Edition, in: Das Preußenland als Forschungsaufgabe. Festschrift für Udo Arnold zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Bernhart Jähnig u. Georg Michels. (Einzelschriften der Historischen Kommission r ost- und westpreußische Landesforschung. 20.) Lüneburg 2000, S. 433-448.

30 Ernst Vogelsang: Hausbuch von der Stadt Mohrungen, in: APG NF 49. (2001 ), Bd. 31, S. 37-84.

31 Ernst Vogelsang: Personenkundliche Auszüge aus dem Depositum Innungsarchiv Mohrungen des historischen Staatsarchivs Königsberg (Pr.) (1647-1926), in: APG NF 52. (2004), Bd. 34, S. 143-188.


32 Ernst Vogelsang: Notariatsakten - eine weitere Quelle für genealogische Forschungen. Aufgezeigt an der Überlieferung im Staatsarchiv Allenstein, in: APG NF 54. (2006), Bd. 36, S. 311-312.


33 Ernst Vogelsang: Genealogisches zur Mohrunger Synagogengemeinde im Spiegel der Akten des Amtsgerichts, der Notariate und anderer Quellen, in: APG NF 46. (1998), Bd. 28, S. 73-108.


34 Ernst Vogelsang: Auszüge aus den Hauptregistern des Standesamts Mohrungen 1874-1900 zur dortigen Synagogengemeinde, in: APG NF 50. (2002), Bd. 32, S. 265-280.


35 Ernst Vogelsang: Die Tabellen der Konfirmanden des Kirchspiels Miswalde 1818-1847, in: APG NF 50. (2002), Bd. 32, S. 221-264.


36 Ernst Vogelsang: Die Konfirmandenlisten des Kirchspiels Mohrungen, in: APG NF 57. (2009), Bd. 39, S. 189-296.


37 Ernst Vogelsang: Das Schützenbuch der Schützengilde Mohrungen 1826-1897 (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen. 104.)Hamburg 2004. 178 S.


38 Ernst Vogelsang: Aus der Geschichte des Reichsehrenmals Tannenberg, in: Zwischen den Weltkriegen. Teil II: Kultur im Preußenland der Jahre 1918 bis 1939. Hrsg. v. Udo Arnold. (Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. 7.) Lüneburg 1987, S. 73-122. - Derselbe: Von der Briefkopfvignette zum Truppenkennzeichen. Das Reichsehrenmal Tannenberg als Symbol einer Provinz, in: Preußische Landesgeschichte. Festschrift für Bernhart Jähnig zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Udo Arnold, Mario Glauert u. Jürgen Sarnowsky. (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. 22.) Marburg/Lahn 2001, S. 541-552. - Derselbe: Personenkundliche Auszüge (Vorstand, Mitglieder, Beschäftigte) aus den Akten des Tannenberg-National-Denkmal-Vereins 1925-1938, in: APG NF 56. (2008), Bd. 38, S. 99-108.